WooCommerce ist das weltweit am weitesten verbreitete Shopsystem und damit nicht nur automatisch das wichtigste Plugin für WordPress, sondern auch von existenzieller Bedeutung für viele Selbständige, Firmen und Internet-Plattformen, die mit WordPress und WooCommerce ihr tägliches Brot verdienen. Da ist es nur nachvollziehbar, dass man auch seinen eigenen Online-Shop mit einer passenden WooCommerce App von unterwegs aus effektiv verwalten und auflaufende Bestellungen kontrollieren und bearbeiten möchte.
Passenderweise hat WooCommerce vor wenigen Tagen die neue WooCommerce Mobile App gelauncht. Mit der neuen WooCommerce App (Version 1.0.1) sollte die eher verhaltene Nutzbarkeit der vormaligen WooCommerce-Applikation endgültig ersetzt werden, damit die raren Bytes auf dem Smartphone den Online-Shop Besitzern endlich einen produktiven Nutzen stiftet. Ob das gelungen ist, schauen wir uns in den nächsten Minuten einmal genauer an.
Das neue WooCommerce App
Lange Zeit war der Einsatz einer WooCommerce App nicht notwendig, da das Aufkommen an mobiler Interaktion über das responsive Design einer WordPress-Webseite abgefangen wurde. Doch das Management eines sich kontinuierlich entwickelnden Shopsystems einzig über eine Browser-basierte Variante hat in Punkto Usability seine natürlichen Grenzen.
Diese lassen sich allerdings auch nicht immer automatisch über den Einsatz einer Smartphone-App überwinden. Schließlich kann ein webbasiertes Shopsystem mit WordPress und WooCommerce in Abhängigkeit von der installierten Umgebung sehr umfangreich werden – was uns auch zum ersten wichtigen Aspekt der WooCommerce App führt.
Voraussetzungen der neuen WooCommerce App
Gerätespezifische Voraussetzungen sind schnell erklärt. Wer iOS 11.0+ oder Android 5.0+ auf seinem mobilen Endgerät installiert hat, kann sich die App zunächst problemlos installieren. Für weitere Informationen empfehle ich einen direkten Blick in den jeweiligen App-Store:
- Technische Voraussetzungen WooCommerce Android-App
- Technische Voraussetzungen WooCommerce iPhone-App
Viel wichtiger sind die folgenden Voraussetzungen:
- Aktive WordPress-Installation auf eigener Domain
- WooCommerce in Version 3.5 oder höher
- WordPress-Account (nicht für die eigene Domain, sondern für WordPress.com)
- Jetpack-Plugin
Jetpack-Plugin und WooCommerce App
Spätestens an dieser Stelle sollte der erfahrene WordPress-Nutzer etwas stutzig werden. Denn das Jetpack-Plugin von Automattic bietet ein Haufen an Funktionen, die für eine wirklich funktionale WordPress-Website aber überflüssig sind.
Sicherheits-Features, Marketing-Funktionen, Statistiken und weitere Tools bedeuten in erster Linie immer einen Haufen an zusätzlichen Datenbank-Tabellen, Verzeichnissen und unnötiger Quellcode, der wertvolle Ressourcen frisst.
Das Problem dabei: Eine Installation von Jetpack ist erforderlich, um deinen WooCommerce Shop an deinen zugehörigen WordPress Account anzubinden. Erst wenn dein Shop mit WordPress verbunden ist, kann die API der WooCommerce App Zugriff auf auf deinen WooCommerce Online-Shop erhalten. Aber darauf macht dich die App bei ihrer erstmalige Nutzung auch gerne im Kleingedruckten aufmerksam.
Zu Demozwecken installieren wir also zunächst einmal brav das Jetpack-Plugin und stellen unsere Ansprüche an Datenschutz und unnötige Weitergabe von betrieblichen Informationen auf Null.
Denn mit einer vollständigen Koppelung unseres Shops via Jetpack an die WordPress-Plattform übermitteln wir den Jungs und Mädels von Automattic so ziemlich alle Informationen, die wir mit unserem Shop sammeln können. Aber das nur am Rande.
Aus eigener Erfahrung bin ich mir sicher, dass das für viele Nutzer bereits das erste K.O-Kriterium sein dürfte, das sie von einer Nutzung der WooCommerce App abhält. Nachvollziehbar. Aus der Sicht von Automattic nicht unbedingt der klügste Schachzug.
WooCommerce App installieren und einrichten
Sobald wir die App mit Jetpack gekoppelt haben, können wir uns über den Login mit unserem WordPress-Konto anmelden und unsere hinterlegten Kontoinformationen überprüfen:
Nach erfolgreichem Login zeigt uns die WooCommerce App alle mit unserem Account verbundenen Shops an. In unserem Fall ist das nur eine isolierte Testumgebung unseres Shops von Harbourd.com, der als WooCommerce Konfigurator die Bestellung von handgefertigten Armbändern aus einer Hamburger Schmuckmanufaktur ermöglicht.
Ein Klick auf „Weiter“ führt uns direkt in die App-Oberfläche, die im Wesentlichen aus drei Untermenüs besteht:
- Mein Shop (Übersicht über Umsatz-Statistiken und verkaufte Produkte)
- Bestellungen (Aktuelle Kundenbestellungen)
- Notifications (Benachrichtigungen über Shop-Aktivitäten)
Mein Shop
In der „Mein Shop“-Sektion werden Statistiken über Umsatz, Besucher und Bestellungen geführt, während ganz nebenbei die Topseller unseres Webshops gelistet werden. In einer Testumgebung sieht das Ganze natürlich etwas enttäuschend aus.
Einige Kundenbestellungen weiter wird das „Mein Shop“-Dashboard mit Informationen über Umsatz und verkaufte Produkte gefüllt:
Bestellungen
Apropos Bestellungen. Diese laufen im gleichnamigen Optionstab auf und zeigen eine listenartige Übersicht, die chronologisch sortiert ist. Neben dem Kunden, der Bestellnummer und der Gesamtsumme sehen wir hier auch den aktuellen Bestellstatus.
Der Status „Angehalten“ steht hierbei für das deutsche Pedant zu“In Wartestellung„, was i.d.R. einer Zahlungsmethode via Vorkasse-Banküberweisung entspricht. Das ist in der aktuellen Version 1.0.1 noch etwas verwirrend gelöst. Man könnte auch den Eindruck bekommen, dass die Bestellung abgebrochen oder unterbrochen wurde.
Kritisch: Wer auf dem Deutschen Markt agiert, hat seinen WooCommerce Shop vermutlich mit einem Plugin wie German Market an den Deutschen Rechtsraum angepasst.
Das Plugin ermöglicht eine Anpassung des Bestellprozesses, sodass Bestellungen zunächst manuell durch den Shopbetreiber angenommen werden müssen, bevor der Kunde eine Bestellbestätigung bzw. Auftragsbestätigung erhält.
Diese juristische Spielerei kann das WooCommerce App nicht abbilden. Bei einem Einsatz derartiger Plugins müssen jegliche Bestellungen also zunächst über den regulären Webshop angenommen werden („in Bearbeitung“), bevor eine Bestellung anschließend über die WooCommerce App bearbeitet werden kann. Das macht den Einsatz der App quasi nutzlos.
Ist das geschehen, lässt sich die Bestellung in den Bestelldetails jedoch auch auch abschließen (fertigstellen):
Eine Betätigung der Schaltfläche „Bestellung abschließen“ übergibt uns in das „Fulfill Order„-Formular, das eher als Kontrollseite für das Fertigstellen der Bestellung gedacht ist:
Betätigen wir die Schaltfläche „Bestellung als abgeschlossen markieren„, wird dem Kunden die eine Nachricht über die Fertigstellung der Bestellung per WooCommerce-E-Mail gesendet.
Auch wenn die Benennung der Schaltfläche etwas präziser sein könnte, unterrichtet uns die WooCommerce App noch einmal über den aktuellen Status der Bestellung:
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die App uns auch hier über Bestelldetails und Shop-interne Bestellhinweise in Kenntnis setzt, wie wir es aus der Browser-basierten WooCommerce-Version gewohnt sind:
Notifications
WooCommerce bietet uns eine Benachrichtigungsfunktion für neue Bestellungen, die auch wahlweise als Push-Notification auf dem iPhone oder Android Smartphone geladen werden können, falls das gewünscht ist.
Da wir aber ohnehin eine separate E-Mail für eingehende Bestellungen eingerichtet haben, die ebenso auf allen angeschlossenen Endgeräten aktiviert ist, könnten wir auf diese Funktion getrost verzichten.
Fazit: WooCommerce App – Kann man haben. Muss man nicht.
Man könnte behaupten, dass die neue WooCommerce Mobile-App zum derzeitigen Stand (Version 1.0.1 stable) irgendwie überflüssig ist. Der Aufwand für eine Nutzung sowie die datenhungrige Integration via Jetpack über die WordPress-Plattform macht das Plugin nicht nur unattraktiver, sondern kann sich auch als echtes Sicherheitsrisiko gestalten, da wir eine zusätzliche Angriffsfläche für weiter Datenschutz-Pannen eröffnen.
Zugegeben, der betriebliche Workflow wird durch die App in keiner Weise wirklich effektiv unterstützt. Gerade bei deutschsprachigen Shops mit umfangreichen Anpassungen im Bestellprozess verliert die App derzeit ihre Funktionalität und wird damit auf nicht mehr als eine einfachen Push-Funktion mit etwas mehr Spielerei reduziert.
Und sind wir mal ehrlich: Ist man als selbständiger Shop-Betreiber nicht auch einmal froh, wenn man nach seinem 16 Stunden „E-Commerce-never-sleeps-Arbeitsalltag“ auch einmal etwas Ruhe vor dem eigenen Shop hat?
Wir dürfen auf die nächste Version gespannt sein!
In der Zwischenzeit kannst du mit unserem umfangreichen WooCommerce Tutorial deinen Online-Shop ausbauen oder mit dem WordPress Capitorial dein Fachwissen rund um WordPress, WooCommerce, SEO, Sicherheit und Webseiten-Performance erweitern.
[sibwp_form id=2]